L'ecole de Notre Dame Die Musik der gotischen Kathedralen |
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Konzerte: 22. Sept. 2011 St. Johannes Tübingen 24. Sept. 2011 Niedersächsische Musiktage Ehem. Reaktoranlage der PTB Braunschweig 08.Sept.2014 600 Jahre Chorhalle Aachener Dom |
Die
Strebebögen, die ab 1180 in Paris errichtet wurden, um das
Kirchenschiff der Kathedrale Notre Dame in die Höhe steigen zu
lassen, höher als es je vorher möglich war, sind
Abkömmlinge der Wissenschaft von den Zahlen. Ähnlich den
Baumeistern, die angesichts der wachsenden Größe der
Gotteshäuser nun immer mehr zu Ingenieuren wurden, waren die
Komponisten nicht mehr Mystiker, die das Wort Gottes meditierten,
sondern Logiker. Leonin und Perotin (beide geboren um 1150) waren
Sänger an der Kathedrale Notre Dame in Paris. Sie gelten als
bedeutendste Vertreter der so genannten Notre-Dame-Schule und waren
Wegbereiter der europäischen Mehrstimmigkeit. An der Kathedrale Notre Dame war es im Laufe des 12. Jahrhunderts üblich geworden, die gregorianischen Gradualien und Responsorien, diejenigen liturgischen Gesänge also, die sich direkt auf das jeweilige Festgeheimnis beziehen, aufs feierlichste auszugestalten. Diese Ausschmückung geschieht jedoch nicht allein durch die Hinzufügung einer zweiten, dritten und sogar vierten Stimme (Perotins Viderunt omnes), die einzelnen Stimmen erhalten später sogar eigene Texte, die wiederum den zu Grunde liegenden liturgischen Text in einem neuen Licht erscheinen lassen. Im Gefolge des sich rasch über Europa verbreitenden Stils kam es bereits früh zu einer Rezeption dieser Musik auch außerhalb des französischen Kernlandes. Dies dokumentieren die Ars antiqua-Handschriften Las Huelgas (Spanien), Bamberg oder Montpellier, aber auch viele kleinere Handschriften in mitteleuropäischen Klöstern (Erfurt, Bad Wimpfen). In der Verbindung von Gregorianischen Gesängen mit den Organa und Motetten der L’ecole de Notre-Dame entstand ein Programm, das aus der Spannung zwischen Mystik und Konstruktion lebt. Während die Organa und Motetten gemäß historischen Berichten durch eine solistisch besetzte Gruppe ausgeführt wird, obliegt die Darbietung der Gregorianischen Gesänge – stellvertretend für die Ausführung durch Knaben – einer Gruppe von fünf Frauen: Ein Konzerterlebnis, das die Welt der gotischen Kathedralen zum Klingen bringt. |