»Promptuarium musicum«

des Johannes Donfrid

Der konzertierende Stil des frühen Barock
im deutschen Süden

Nächster Termin des Projektes:

Sonntag, 3. Juli 2016, 11 Uhr

Maja Molière, Christine Rombach (Sopran), Christian Hofius (Bass) Wilfried Rombach (Organo di legno)

Werke von
Alessandro Grandi und
Jacomo (Giacomo) Finetti

„Resonet in laudibus“

Motetten im konzertierenden Stil

Der deutsche Südwesten hat wenig vorzuweisen, wenn es darum geht, mit großen Komponistenpersönlichkeiten des frühen Barock aufwarten zu können. Monteverdi, Grandi, Schütz und Schein haben nie Ihren Fuß in das Gebiet zwischen Rhein und Lech gesetzt. Umso erstaunlicher ist es, dass ein weitgehend unbekannter Schulrektor aus Rottenburg am Neckar namens Johannes Donfried ausgerechnet zum bedeutenden Vermittler der Musik des frühen Barock in Süddeutschland wird. In seiner Sammlung Promptuarium musicum, die in vier Bänden in der Zeit zwischen 1622 und 1628 in Straßburg erschien, hat er geistliche Werke des konzertierenden Stils aus Italien gesammelt und den deutschen Kantoren zugänglich gemacht. Namen wie Agazzari, Anerio, Cifra, Grandi oder Viadana gehören zu den bedeutendsten Komponisten jener Zeit, und die Sammlung ist für viele Werke auch heute noch die einzig erhaltene Quelle.

Johannes Donfried wurde 1585 in Veringenstadt in der Nähe von Sigmaringen geboren. Um 1610 bekam er in der damals zur Diözese Konstanz gehörenden österreichischen Stadt Rottenburg am Neckar die Stellung eines „Schuol meysters“, mit der auch die Aufgabe des Organisten an der Marktkirche St. Martin (heute Dom) verbunden war. Auch die Chormusik am heutigen Dom wurde damals vom Schulchor der Lateinschule gestaltet. 1622 wurde er Rektor der Rottenburger Lateinschule.

Donfrid hat die 981 Werke seiner Sammlung in drei Bänden nach dem Kirchenjahr geordnet: Über Advent, Weihnachten, Passion, Ostern und Pfingsten bis hin zu den Festen verschiedener Heiligen erstreckt sich die außerordentlich reichhaltige Sammlung an Motteten von 2-5 Stimmen mit Generalbass. Ein vierter Band widmet sich den geringstimmigen mit Generalbass begleiteten Ordinariumsvertonungen.

Seit nunmehr drei Jahren haben es sich die Mitglieder des Ensemble Officium zur Aufgabe gemacht, die Schätze dieser Sammlung in regelmäßigen Aufführungen in den Gottesdiensten der Tübinger Johanneskirche zu heben. Anlässlich des Martinsjahres zu Ehren des Diözesanheiligen von Rottenburg-Stuttgart wurden jüngst die ersten Werke von Giovanni Fr. Anerio, Abundio Antonelli, Christoph Satzl und Urban Loth aus der Sammlung für eine CD produziert.

Bisher wurden über 20 Werke neu veröffentlicht von:

Antonio Cifra, Ignazio Donati, Alessandro Grandi, Agostino Agazzari, Ludovico da Viadana, Giacomo Moro, Orazio Scaletta (Missa octavi toni), Giovanni Francesco Anerio, Abundio Antonelli, Leone Leoni, Gregor Aichinger, Christoph Sätzl und Urban Loth (Motetten aus „Musa melica“ 1616)

Impressum

Letzte Änderung: 30.06.2016
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