»Sacræ Harmoniæ«

Vokalkunst der venezianischen Renaissance

Konzerte:

17. Juni 2012
Michaelskirche Burgfelden

26. September 2013
St. Johannes Tübingen

12. Oktober 2013, 17:00 Uhr
Dom von Zeitz
im Rahmen des
Heinrich-Schütz-Musikfestes

Leonhard Lechner (1553-1606) zählt zu den bedeutendsten Komponisten des ausgehenden 16. Jahrhunderts auf deutschem Boden. Nach seinen Lehrjahren in München bei Orlando di Lasso wirkte Lechner zunächst in Nürnberg und war bereits ein angesehener Komponist, als er dort im Jahr 1583 die Sammlung "Harmoniae miscellae cantionum sacrarum" veröffentlichte. Der Druck, in dem er in sechs Stimmbüchern Kompositionen von exquisitissimis aetatis nostrae musicis (den hervorragendsten Komponisten der Zeit) veröffentlichte, beinhaltet Höhepunkte des zeitgenössischen Motettenschaffens italienischer Provenienz. So finden sich dort Werke von Andrea Gabrieli, Philipp de Monte, Giaches de Wert, Cypriano de Rore oder Palestrina neben solchen von Orlando di Lasso, dessen Sohn Ferdinand und Werken von Lechner selbst.

Der starke Anteil von Musik der Venezianischen Schule um Cypriano de Rore und Andrea Gabrieli zeigt, wie sehr sich der venezianische Stil zum Ende des 16. Jahrhunderts an den wichtigsten europäischen Höfen manifestiert hat. Andrea Gabrieli, der mit Lasso befreundet war, hatte großen Einfluss auf die Komponisten-Generation der Lasso-Schüler und war als Lehrer sehr gefragt: Der Venedig-Aufenthalt von Hans Leo Hassler und Gregor Aichinger ist verbürgt, derjenige Leonhard Lechners muss aber Vermutung bleiben. Die Tatsache, dass Lechner mehrerer Motetten von Andrea Gabrieli aus dessen Sacrae Cantiones (Venedig 1565) in seine Sammlung aufnahm, lässt aber auf die Wertschätzung für das Werk Andrea Gabrielis schließen und legt nahe, dass auch Lechner einen längeren Venedigaufenthalt hinter sich hatte.

Das Programm »Sacrae Harmoniae« zeigt anhand des Lechnerschen Drucks von 1583 das vielschichtige Beziehungsgeflecht der Meister der ausgehenden Renaissance untereinander auf, ebenso die enge Vernetzung der deutschen Höfe mit den Musikzentren Norditaliens, aber auch den fruchtbaren Austausch über die Konfessionsgrenzen hinweg. Im Zentrum stehen die Werke von Andrea Gabrieli, dessen "Sacrae Cantiones" von 1565 soeben eine Neuausgabe erfahren haben und von Ensemble Officium derzeitig auf CD eingespielt werden. Das Werk Leonhard Lechners und dessen Beziehung zu Lasso spiegelt die sechstimmige "Missa Domine, Dominus noster" von 1582, der die gleichnamige Mottete von Orlando di Lasso als Vorlage diente. Sie wurde jüngst zusammen mit Lechners größtem Werk, der 24-stimmigen Motette "Quid chaos", von Ensemble Officium für CD eingespielt. Die Messe ist repräsentativ für die Verehrung Orlando di Lassos, dessen Münchener Schule stilprägend für die Musik des ausgehenden 16. Jahrhunderts in Süddeutschland war.

Neben weiteren Vertretern der venezianischen Schule wie Cypriano de Rore und Giaches de Wert würdigt das Programm darüber hinaus in Werken zu 10 und 12 Stimmen einen bedeutenden Schüler Lechners und Gabrielis: Hans Leo Hassler.

Hörbeispiel: L. Lechner Motette O fons vitae  Video

Letzte Änderung: 13.02.2016
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