»Im Glanz der Renaissance«

Musik aus den Stuttgarter Chorbüchern
der Zeit Herzog Christophs

Konzert:

18. Februar 2016
Schlosskirche Stuttgart
im Rahmen der Ausstellung
„Herzog Christoph"

Herzog Christoph, der von 1550 bis 1568 das Herzogtum Württemberg regierte, zählt zu den bedeutendsten protestantischen Fürsten der Renaissance. Er etablierte die Reformation im deutschen Südwesten und brachte Württemberg eine Zeit des Friedens und des wachsenden Wohlstands. s wachsenden Wohlstands.  Er war ein großer Förderer der Kunst und Musik und verstand es, in Stuttgart eine Hofkapelle nach dem Vorbild der großen Europäischen Kapellen zu installieren. Auf Christophs Initiative hin entstand auch ein Großteil der sogenannten „Stuttgarter Chorbücher“, eine der umfangreichsten Chorbuchsammlungen der Renaissance in Deutschland, die heute in der württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart aufbewahrt wird.

Das Repertoire der Stuttgarter Hofkapelle des 16. Jahrhunderts stand in den vergangenen Jahren schon mehrfach im Focus der Arbeit von ensemble officium. Im Konzert am 18. Februar an historischem Ort, der Schlosskirche im Alten Schloss, dem Regierungs¬sitz Herzog Christophs, wird der Schwerpunkt auf den Chorbüchern 1-4 der Jahre 1562-65 liegen, in denen Werke von Orlando di Lasso, Jacquet de Mantua, Adrian Willaert, Andreas Crecquillon und Nicolas Gombert ingrossiert sind. Von besonderer Bedeutung für Stuttgart ist das Wirken von Sigmund Hemmel (um 1520-1565). Hemmel übernahm 1552 die Leitung der Stuttgarter Hofkapelle und war bis zu seinem Tod der Kapellmeister Herzog Christophs. Seine vielstimmigen Motetten sind nur in den Stuttgarter Chorbüchern überliefert, zeugen aber von großer Kenntnis der franko-flämischen Vokalpolyphonie seiner Generation. Seine Werke sind in allen Chorbüchern harmonisch zwischen denen seiner berühmten Zeitgenossen eingegliedert. Eigens für dieses Konzert wurde die fünfstimmige Messe „Kehr wieder Glück“ von Sigmund Hemmel nach heutiger Praxis aus den alten Chorbüchern in moderne Noten gesetzt.

Orlando di Lasso war wohl der berühmteste Komponist seiner Generation. Zuletzt war er Hofkapellmeister des bayerischen Herzogs und hatte in dieser Funktion auch beste Kontakte zum Stuttgarter Hof. Kompositionsaufträge an Lasso sind mehrfach belegt. So ist für das Jahr 1562 belegt, dass Orlando di Lasso Herzog Christoph persönlich „etliche Gesänge“ überreicht habe, vermutlich diejenigen, die im gleichen Jahr im Chorbuch Cod. mus. fol. I 1 ingrossiert wurden.

Nach dem Tod von Sigmund Hemmel wurde Ludwig Daser (1526-1589) Kapellmeister in Stuttgart. Er war zuvor in der Münchner Hofkapelle tätig. Als er zum Protestantismus übertrat, verlor er diese Position. Er fand Anstellung in der Stuttgarter Hofkapelle und wurde dort im Jahre 1572 mit der Stelle des Kapellmeisters betraut, die er bis zu seinem Tod inne hatte. Auch seine Werke sind von hervorragender Meisterschaft, viel zu wenig bekannt und in reicher Zahl in den Stuttgarter Chorbüchern überliefert.

Das Konzert wird vom SWR mitgeschnitten und zu einem späteren Zeitpunkt gesendet.

Ausführende:

13 Sängerinnen und Sänger des ensemble officium

Peter Kranefoed, Organo di legno

Leitung: Wilfried Rombach

Programm:

Huldrich Steigleder – Veni Sancte Spiritus

Sigmund Hemmel – aus: Missa „Ker wider Glück mit Freuden“

Jachet de Mantua – Motette Divitias et paupertatem

Thomas Crecquillon – Andreas Christi famulus (Motette zu 8 Stimmen)

Sigmund Hemmel – Wol dem Menschen (aus „Der gantz Psalter Davids“, Tübingen 1569)

Sigmund Hemmel – Da pacem Domine (zu 6 Stimmen)

Orlando di Lasso – Beatus, qui intelligit (zu 6 Stimmen)

Orlando di Lasso – Dixit Joseph (zu 6 Stimmen)

Nicolas Gombert – In illo tempore (zu 6 Stimmen)

Ludwig Daser – Fracta diuturnis (zu 7 Stimmen)

Ludwig Daser – Ecce quam bonum (zu 12 Stimmen)

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Letzte Änderung: 23.04.2016
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