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»Bachs Ahnen«Stile antico und venezianischer Frühbarock aus Bachs Notenbibliothek Im letzten Jahrzehnt seines Lebens beschäftigte sich Johann Sebastian Bach intensiv mit den Kompositionen der späten Renaissance. Das Studium des „stile antico“ fällt mit dem Erscheinen der ersten deutschen Übersetzung des Kontrapunkt-Lehrwerks Gradus ad Parnassum von Johann Joseph Fux im Jahre 1742 zusammen, herausgegeben von Bachs Schüler Lorenz Christoph Mizler. Bach bearbeitete in dieser Zeit u.a. mehrere Messen Palestrinas für die Aufführung in der Leipziger Thomaskirche. Dort wurde das Ordinarium Missae, das an gewöhnlichen Sonntagen lediglich choraliter ausgeführt wurde, an Festtagen als mehrstimmige Messe musiziert. Nach lutherischer Tradition umfasste diese lediglich Kyrie und Gloria, aber zu bestimmten Anlässen wurden auch das Credo sowie ein figurales Sanctus musiziert. Gesichert ist auch die Tatsache, dass in Leipzig regelmäßig aus der weit verbreiteten Motetten-sammlung Florilegium Portense gesungen wurde. Zu Beginn eines jeden Gottesdienstes stand die Introitus-Motette, die entsprechend einer alten Vorschrift der mehr als hundert Jahre alten Sammlung des Erhard Bodenschatz (1576-1636) entnommen wurde. Diese nahezu 250 Werke umfassende Sammlung wurde 1603 bis 1621 in mehreren Bänden veröffentlicht und vorwiegend an in den protestantischen Schulen und Kirchen in Mittel- und Norddeutschland benutzt. Sie entstand aus der Praxis des Schulgesanges der Landesschule Pforta, das im ehemaligen Zisterzienserkloster bei Naumburg untergebracht war. Der dortige Kantor Erhard Bodenschatz gab diese "Blütenlese" der italienischen, deutschen und franko-flämischen Motettenliteratur der Renaissance heraus. Dabei konnte er von der Vorarbeit seines Vorgängers Seth Calvisius (1556-1615, später Thomaskantor) profitieren, der bereits viel Material zusammengetragen hatte. Der Dresdener Kapellmeister Marco Guiseppe Peranda (1625-1675) komponierte seine Missa in a vermutlich in 1660-Jahren. Über verschlungene Wege gelangte eine Abschrift des Werks in Bachs Notenbibliothek. Die Anfertigung neuen Stimmmaterials lässt darauf schließen, dass Bach das Werk in seinen Leipziger Jahren hat aufführen lassen. Ähnlich verhält es sich mit der Missa superba von Johann Kaspar Kerll (1627-1693): Bach bearbeitete das Sanctus der Messe (heute unter
BWV 241) für eine Aufführung in der Leipziger Thomaskirche. Programm
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Samstag, 29.09.18, 20 Uhr Ausführende: ensemble officium Miriam Feuersinger, Johannes Euler, Daniel Schreiber, Thomas Scharr, Instrumentalisten Peter Kranefoed Leitung: Wilfried Rombach |
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